Böllern bleibt Tradition

PNP-Bericht zum Böllerbrauchtum und erneuten Lehrgang im Gau Passau

Die Böllerabteilung der Braunschützen Straßkirchen wuchs somit am 24.02.2025 von 33 Ausgebildeten auf 41 Böllerschützen

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Weiterer Lehrgang für angehende Böllerschützen abgehalten – Mit Bravour bestanden

Tlttling. Das Böllerschießen ist eine jahrhundenelange Tradition.
„Im Schützengau Passau Stadt und Land pflegen diesen Brauch insgesamt sieben aktive Böllergruppen und Vereine mit ihren rund 140 Böllerschützen“, berichtete Gauböllerreferent Erich Schreiner. Er betonte außerdem, dass nicht einfach nach Belieben geschossen wird. Ein Böllerverein trete nur zu besonderen Anlässen auf den Plan, beispielsweise bei kirchlichen und weltlichen Festen, Gedenkfeiern, Hochzeiten und runden Geburtstagen von Vereinsmitgliedern oder Personen des öffentlichen Lebens.

Böllern ist ein gepflegtes Brauchtum und als Teil des „Schützenwesens in Deutschland“ als immaterielles Kulturgut von der Deutschen Unesco-Kommission anerkannt. Bei Böllerveranstaltungen wird auch oftmals den Opfern von Kriegen, Verfolgung oder Katastrophen gedacht. Ihnen zu Ehren wird durch eine vorangegangene Rede meist ein Salut gewidmet.Das Lärmbrauchtum des friedlichen Böllerns diente und dient zur Ehrenweisung, bringt Freude, Trauer oder Gedenken zum Ausdruck.

Im Passauer Land und der Stadt wird diese Tradition unter anderem am Neujahrstag auf dem Domplatz, beim Anstich zur Maidult und Herbstdult, beider Eröffnung der Büchlberger Stoabruchweihnacht, bei der Maiandacht des SV Mahd, beim Rudertinger Dorffest, beim Prangerfest in Straßkirchen, am Tag der Hl. Barabara, der Schutzpatronin der Böllerschützen und am Volkstrauertag ausgeübt.

Reiner Idealismus reicht aber nicht aus, um sich offiziell Böllerschütze nennen und diesen Brauch auch ausüben zu dürfen. Dafür ist eine Erlaubnis nach §27 SprengG erforderlich. Grundvoraussetzung für angehende Böllerschützen ist ein Mindestalter von 21 Jahren, eine positive Überprüfung auf Zuverlässigkeit, persönliche Eignung und die Vorlage einer Unbedenklichkeitsbescheinigung. Ein Böllerschütze handelt nicht nur nach den Regeln des Böllerkommandanten, sondern ist auch verpflichtet die gesetzlichen Bestimmungen strengstens einzuhalten. Beginnend bei der Beantragung eines Fachkundezeugnisses, welches nach erfolgreicher Teilnahme an einem Fachkundelehrgang erteilt wird.

Ein solcher zweitägiger Lehrgang fand kürzlich bei den Dreiburgenschützen in Tittling für über 20 angehende Böllerschützen aus verschiedenen Vereinen (Braunschützen Straßkirchen, Musik- und Heimatverein in Haus im Wald, FSG Freyung, Sportschützen Ruderting und Dreiburgenschützen Tittling) statt. „Nur so ist es möglich, ein Böllerschütze zu werden, der für diese ehrenvolle, verantwortungsvolle Aufgabe geeignet ist“, sagte Gauböllerreferent Erich Schreiner, der diese Ausbildung nun bereits zum dritten Mal organisierte. Unterstützt wurde er dabei von 2 Gausportleiter Benjamin Hartl.

Am ersten Tag wurde den Lehrgangsteilnehmern umfangreichers Wissen über den geschichtlichen Hintergrund und eine umfassende Einführung in das Sachgebiet vermittelt. Inhalt waren fundierte Kenntnisse über Böllerpulver, Zündungsarten, Verdämmung, Beschuss, Rechtsvorschriften und eine Übersicht über die verschiedenen Böllergeräte. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Praxisunterrichts an allen Geräten mit anschließender praktischer und theoretischer Prüfung, die alle Teilnehmer, dank der fundierten Schulung durch Hermann Schillinger unter den wachsamen Augen zweier Prüfer vom Gewerbeaufsichtsamt aus München, mit Bravour bestanden.

Damit alles seine Richtigkeit hat, folgt das Schießen strengen Regeln, die vom Böllerkommandanten vorgegeben werden. Dabei ist es aus traditionellen Gründen meist eine bestimmte Abfolge, die eingehalten wird. Das Reihen- oder Lauffeuer wird im gleichen Takt-langsam-geschossen. Das schnelle Reihen- oder Schnellfeuer im gleichmäßigen Takt ausgeführt, allerdings erfolgen die Schüsse in kürzerem Abstand und unmittelbar nacheinander. Der Salutschuss erfolgt gleichzeitig von allen Schützen. Das „Rad“ wird zunehmender Geschwindigkeit geschossen, bis die letzten zwei bis drei Schützen schon fast gleichzeitig abdrücken. Gern geschossen wird auch der „Doppelschlag“, bei dem zwei Schützen direkt nacheinander abfeuern und dann gewartet wird, bis die nächsten beiden feuern. In der Präzision oder dem Tempo dieser Salven und ihrer Kombinationen zeigt sich die Qualität einer Schützenformation.

-PNP-Helga Wiedernbein

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